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Robert v. Lieben in Wien
Die Homepage von H.-T. Schmidt

Das prachtvolle Todesco-Palais, am Eingang der Kärntner Straße, zwischen Staatsoper und Ring gelegen, gehörte Liebens Eltern Leopold von Lieben und Anna von Lieben, geborene Todesco. Das Gebäude besaß unglaubliche 500 Zimmer, viele davon prachtvoll ausgestattet.

Hier, in der Oppolzergasse und in der väterlichen Villa in Mödling am südlichen Stadtrand von Wien wuchs Robert von Lieben auf.

Ganz links ist einer der Brunnen vor der Staatsoper zu sehen.

Beim Wiener Vorort Mödling gelegen liegt das Tal Brühl, durch das der Mödlingbach fließt. Hier befindet sich die Marktgemeinde Hinterbrühl, in der der junge Robert einen Teil seiner Kindheit und Jugend verbrachte. Robert verlegte hier als Jugendlicher elektrisches Licht, damals eine Neuheit.

Die Lieben-Villa, von seinen Eltern erbaut, ist heute das Gemeindehaus des SOS-Kinderdorfes Hinterbrühl. In dem weitläufigen Park sind heute viele Häuser errichtet, wo die Kinder und ihre Betreuer wohnen. Das Gelände liegt in traumhafter Lage.

Nicht weit von der elterlichen Lieben-Villa befindet sich die Robert-Lieben-Promenade. 1918, nach dem Ende der Monarchie, wurden in der neuen Republik Österreich alle Adelsprädikate abgeschafft. Daher steht im Namen kein „von“ mehr.

Die Promenade ist nicht sehr lang, hat im November seinen eigenen Reiz.

 

Das prachtvolle Haus in der Oppolzergasse 6 liegt in bester Lage schräg gegenüber vom Rathaus und hinter dem Burgtheater am Ring.

Das Haus wurde 1873 von den Geschwistern Leopold, Adolf, Helene, Richard und Ida Lieben sowie Ihrem Vetter Rudolf Auspitz gebaut.

Helene Lieben war mit dem Industriellen und Reichstagsabgeordneten Rudolf Auspitz verheiratet und wohnten in der Bel Etage im zweiten Stock.

Die Bankiersfamilie des Richard Lieben wohnte im dritten Stock. Hier wohnte aus die Ida Lieben, verheiratet mit Franz Brentano, einem Neffen des Romantikers Clemens Brentano.

Der Vater Roberts, Leopold von Lieben, bezog die Bel Etage 1888 und richtete seine Wohnung im hellen Rokokostil mit Kunstwerken von Arnold Böcklin, Rudolf von Alt und Franz Lenbach ein. Im gleichen Jahr entstand das Burgtheater gegenüber. Nachdem der Vater in das Todesco-Palais umgezogen war, durfte Robert v. Lieben sein Laboratorium einrichten.

Eingang zur Oppolzergasse 6.

Das Gebäude in der Oppolzergasse. Links ist der Ring, rechts die Oppolzergasse. (Rückwärtig Rathaus und Burgtheater)

Im „ersten“ Stock (wahrscheinlich Mezzanin) befand sich das Laboratorium Robert v. Liebens und hier nahm auch die erste Verstärkerröhre der Welt 1906 ihren Betrieb auf. Sie war mannshoch!

Wenn Robert v. Lieben aus seinen Räumen zum Fenster hinaus sah, erblickte er das Burgtheater mit seinem Nebeneingang. Da muss ihm wohl eine junge Burgschauspielerin aufgefallen sein, Anny Schindler. Sie lernten sich kennen, verliebten sich und heirateten schließlich in der Votivkirche.

Im Erdgeschoss befindet sich ein traditionsreiches Wiener Café, das Landtmann, in dem ich immer wieder gerne zu Gast bin.

Robert von Lieben heiratete am 21. Oktober 1911 die Burgschauspielerin Anny Schindler und kaufte eine Villa im Wiener Stadtteil Döbling, in der Döblinger Hauptstraße 94. Erst 34 jährig, am 20. Februar 1913 verstarb Robert von Lieben nach schwerer Krankheit in dem Zimmer mit dem Sprossenfenster, rechts von dem Wintergarten im ersten Stock (Bildmitte).

Das Gebäude, Hainisch-Villa genannt, beherbergt heute eine Musikschule der Stadt Wien. Der Innenhof ist nun überdacht und wird für kleine Konzerte genutzt. Das Bild zeigt den inneren Aufgang zu dem Sterbezimmer.

Daneben der Blick durch das schöne schmiedeeiserne Tor zu Park hinaus.

Übrigens komponierte ein Haus weiter, aber einige Jahrzehnte zuvor, Ludwig van Beethoven die Eroica.

 
     
Am 26. April 1927 fand die feierliche Enthüllung der Lieben-Gedenktafel am RAVAG-Haus in der Johannesgasse 4 statt. Das RAVAG-Haus war Heimstatt des österreichischen Rundfunks, der RAdio-Verkehrs-Aktien-Gesellschaft. Es kamen namhafte Persönlichkeiten der noch jungen Funkgeschichte. Die Feier wurde live im „neuen Medium“ Radio übertragen.

Die Festrede hielt Dr. Max Reithoffer, Professor an der Technischen Hochschule in Wien, der eine ganze Generation von Forschern ausbildete.

Der Wortlaut der Festrede, aus der RAVAG-Programmzeitschrift entnommen, ist hier wiedergegeben.

Die Tafel wurde von dem bekannten Bildhauer Anton Franz Gerhart geschaffen.
Er kam am 1. 11. 1879 in Gmunden zur Welt, absolvierte eine Lehre zum Holzbildhauer Josef Untersberger in Gmunden und studierte an der Kunstgewerbeschule Wien bei Anton Strasser. Als Bildhauer und Plakettenkünstler schuf er bekannte Denkmale, das Stelzhamerdenkmal in Ried (1911), Standbild Kaiser Maximilians I. (Wels 1915), Wehrmann im Eisen (Gmunden, 1915) sowie viele Grab- und Kriegerdenkmale.
Am 21. 4. 1944 starb er in Gmundenn.

Sie wurde aber schon 1938 entfernt, vermutlich aus antisemitischen Gründen. Der Verbleib ist mittlerweile geklärt. Lange galt die Tafel als verschollen jedoch wurde sie in hier in einem Nebenraum gefunden und befand sich einige Zeit im Dokuzentrum Funk in der Nähe des ORF. Heute liegt sie leider wieder verborgen in den Archiven des ORF. Die achteckige Bronzetafel von Gerhart wurde allerdings entfernt und bleibt weiterhin unauffindbar.

Es wäre durchaus angebracht, wenn diese Gedenktafel mitsamt einem Neuguss der Bronzeplastik wieder an ihren urspünglichen Ort zurück käme.

Die Abbildung zeigt eine grafische Rekonstruktion von H.-T. Schmidt.

 
Aus dem Jahr 1934 stammt diese Fotografie, die einen „Schallaufzeichnungswagen“ der RAVAG vor dem RAVAG-Haus zeigt. Rechts oben ist die Plakette zu sehen.

Beim Vergleich mit der heutigen Ansicht (unten) lässt sich der Ort erahnen, wo sie hing.

 

Das RAVAG-Haus in der Johannesgasse heute. Nur mit Mühe ist der alte Glanz zu erkennen. Hier ist eine städtische Musikschule untergebracht. Im Foyer, das stark von Art Déco geprägt ist, befindet sich heute eine Kantine.
An diesem Gebäude war ursprünglich die Gedenktafel angebracht.

Die Gäste der Einweihungsfeier im RAVAG-Haus erhielten zum Andenken eine Bronzemedaille, die von dem gleichen Künstler, A. Gerhardt, geschaffen wurde wie die Gedenktafel selbst.

Diese hier stammt aus der Sammlung von U. Radtke, der sie für mich fotografierte. Vielen Dank!

 
Eine Briefmarke, die 1936 zum Gedenken an Robert von Lieben heraus gegeben wurde. Sie propagiert die Erfindung der Verstärkerröhre 1906, zeigt aber die Ausführung von 1910 (siehe Gitterpatent).  
Diese Gedenktafel befindet sich am späteren Rundfunkhaus des ORF in der Argentinierstrasse. Eigenartigerweise wird hier die Jahreszahl 1910 genannt. In dem Jahr baute von Lieben die erste Verstärkerröhre mit Gittersteuerung. Die Prototypen mit magnetischer Steuerung ab 1906 und die Nennung der elektrostatischen Steuerung in seinem Patent von 1906 bleiben unerwähnt. Übrigens hatte Lee Deforest schon vor 1910 die Gittertriode gebaut, aber nicht zur Verstärkung genutzt. Deforest gilt zu Recht als Erfinder der Triode, aber nicht der Verstärkerröhre. Von Lieben war das bekannt, was er in seinem Gitterpatent auch angibt.

Eine der Mitarbeiter von Liebens, Ing. Siegmund Strauss, entdeckte vielmehr die Rückkopplung. Sie war eine äußerst unerwünschte Begleiterscheinung der ersten Telefonverstärkereinrichtungen mit der Liebenröhre. Für ein Patent kam er freilich etwas zu spät (Erfinder: Armstrong, USA). Dr. Alexander Meissner, aber, wusste die Rückkopplung zu nutzen und erfand den ersten Röhrensender.

Das von Liebensche Familiengrab im vornehmen Döblinger Friedhof (Gruppe I1, Reihe G1, Nr.3).

Die Mutter, Anna von Lieben, wurde auch bekannt als „Cäcilie M.“, die berühmtesten Patientin von Sigmund Freud.
Der Vater Leopold von Lieben musste den Tod seines Sohnes noch erleben.

Das Grabmal erinnert in seiner Form etwas an ein pharaonisches Tempeltor. Als es 1851 entstand, herrschte in Wien gerade eine große Ägyptomanie-Mode.

Es ist nicht mehr vollständig erhalten. Hier fehlt der Aufsatz mit dem Familiennamen und und zwei bildhauerische Steinarbeiten.

Es gibt jedoch auf dem gleichen Friedhof noch eine weitere Grabstätte der Liebens, die gleichartig gestaltet ist und vollständig erhalten wurde (Gruppe HA, Nr.7). Hier ruht Adolf Lieben, ein berühmter Chemieprofessor.

 
Das Familiengrab der von Todesco liegt gleich rechts neben der Grab der Familie von Lieben. Das zeigt die freundschaftliche und familiäre Bindung der beiden Familien weit über den Tod hinaus.
Im Jahr 2002 gab es zur Einführung des Euros eine inoffizielle Österreichische Gedenk-Sonderpägung mit Robert von Lieben und einer Inlaymünze. Der Träger ist versilbert, die 5-Cent-Münze vergoldet.
Die Röhren der Reihe nach: Liebenröhre von 1912. EVN94 von 1914, EVN173 von 1916, eine typische Telefunkenröhre aus der Anfangszeit des Rundfunks von Telefunken und die RE11, die von Anfang der 20er bis Mitte der 30er als „Normalröhre“ gefertigt wurde.

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