Nuvistoren | Die Homepage von H.-T. Schmidt |
Das Ende der Röhrenära war 1959 schon absehbar, der Transistor hatte seit seiner Erfindung 1947 seinen Siegeszug in allen Bereichen der Elektronik angetreten, da brachte die RCA (Radio Corporation of America) einen völlig neuen Röhrentyp heraus. Der Nuvistor (Von: nueva vista - Neue Sicht) war eine völlig neuartige Konstruktion, ohne Glas und Glimmerteile, mit denen bis dahin Röhren gebaut wurden. Die Größe war vergleichbar mit der eines zeitgenössischen Transistor. Deutschland begann 1961 Nuvistoren zu bauen.
Durch die extrem kleine Bauweise gelang es hohe Steilheiten zu erreichen (12 mA/V), was bei einigen Noval- und Subminiaturröhren für die Fernsehtechnik große Schwierigkeiten bereitete. Nuvistoren konnten, im Gegensatz zu Transistoren, bei extremen Temperaturen verwendet werden. Die Hauptverwendung fanden die Nuvistoren als Verstärker, Misch- und Oszillatorröhren im VHF- und UHF-Bereich. Besonders gerne wurden sie als Verstärker in amerikanischen (und später in russischen) Oszillografen verwendet.
In Deutschland wurden Nuvistoren in Meßsendern und -verstärkern in Spitzengeräten der Firma Rhode & Schwarz verbaut. Diese arbeiten (bis heute zuverlässig) bis zu Frequenzen von 500 Mhz. Sehr hochwertige Tektronix-Oszillographen enthalten ebenfalls Nuvistoren in ihren Eingangsstufen. Solche Geräte unterlagen im Kalten Krieg strikten Exportbeschränkungen und wurden deshalb von den Sowjets eifrig nachgebaut.
Außerhalb Amerikas blieb der Nuvistor relativ unbekannt, Siemens baute einige Typen, die in Antennenverstärkern verwendet wurden. Von Siemens kam noch eine winzige, keramische Scheibentriode (EC1010) heraus, die auch ausschließlich aus Metall und Keramik gebaut war, aber völlig anders aussah. Diese Röhre wird in einigen Handbüchern fälschlicherweise als Nuvistor geführt.
Auch die Sowjets bauten Nuvistoren, die für militärische oder kommerzielle Zwecke (zB. Oszillografen) verwendet wurden und Drahtanschlüsse hatten, damit sie direkt in die Schaltungen eingelötet werden konnten. Diese Variante brachte gleich drei zusätzliche Verbesserungen: bessere Rüttelfestigkeit, geringere Anschlußkapazitäten und geringeres Gewicht (Flugzeugbau).
Eine konkrete Anwendung für die japanischen Nuvistoren ist mir nicht bekannt.
Es dauerte aber nicht lange, bis der Transistor auch noch den Nuvistor verdrängte. Heute finden sich Nuvistoren manchmal in hochwertigen, röhrenbestückten HiFi-Vorverstärkern.
Die Röhren hatte etwa 11 mm Durchmesser und 20 oder 26 mm Höhe. Auf dem keramischen Röhrenboden, der die feinen Sockelstifte trug, war das System stehend aufgebaut. Der Boden war mit einem Edelstahlbecher verschweißt, der Abschirmung war und das evakuierte System enthielt. Es gab einen besonderen Sockel und zwei Gehäusebauformen, eine ohne und eine mit Anodenkappe.
Alle Metall-Keramik-Verbindungen wurden unter sehr hohen Temperaturen (900° C-1000° C) in einer Wasserstoffatmosphäre verbacken. Eine Getterung ist nicht notwendig, weil weder Glas- noch Glimmerteile enthalten sind. Es gab eine ganze Reihe verschiedener Sockelschaltungen. Links (a) ist eine Triode gezeigt und rechts (b) eine Tetrode oder Gitterbasis-Triode mit Keramikring (Isolation) und Kappenanschluss. Je nach Hersteller können die Abmessungen der Stahlkappe leicht variieren. |
<=== System mit dem symmetrischen konzentrischen Aufbau (Siemens 7586). Mit der Keramikgrundplatte sind zwölf Haltestäbe verschweißt, auf denen das System montiert ist. Die Anschlüsse sind verlängert heraus geführt. ===> |
<=== Innerer Aufbau einer Triode. Das zylindrische Steuergitter ist mit drei Haltestäben verschweißt und dadurch sehr stabil. Der Stahlblechbecher dient als Vakuumgefäß und Abschirmung. |
Westliche Nuvistoren (USA, Europa und Japan)
Type | Hersteller | Verwendung | Bemerkungen |
2 CW 4 6 CW 4 13 CW 4 |
RCA Hitachi |
steile UHF-Triode | 2,1 V Heizung 6,3 V Heizung 12,6 V Heizung |
2 DS 4 6 DS 4 |
GE | steile Triode | 2,1 V Heizung 6,3 V Heizung |
2 DV 4 6 DV 4 |
RCA | Triode | 2,1 V Heizung 6,3 V Heizung |
2 EG 4 | ECG | steile Triode | |
7586 | Hitachi, Sylvania | Triode | Zuverlässige Type° |
7587 | Begrenzer-Tetrode | Zuverlässige Type° | |
7895 | Siemens | steile Triode | Zuverlässige Type° |
8056 | RCA | Triode | |
8058 | steile Triode | ||
8203 | Sende-Triode | ||
8380 | Endtetrode | ||
8382 | Endtriode | ||
8393 | Textronix | Triode | |
8441 | Endtriode | ||
8456 | Endtriode | ||
8627 | Sende-Triode | ||
8628 | NF-Vorverstärker-Triode | ||
8808 | steile Triode |
° Zuverlässige Type bei westlichen Nuvistoren:
Russische Nuvistoren (UdSSR)
Type | Hersteller | Verwendung | Bemerkungen |
6 Д 24 Н | Diode | ||
6 Ж 54 Н - В | Pentode | Zuverlässige Type* | |
6 П 37 Н - В | Leistungstetrode | Riesennuvistor, zuverlässige Type | |
6 Э 12 Н 6 Э 12 Н - В |
Tetrode | Normaltype Zuverlässige Type* |
|
6 Э 13 Н | Tetrode | ||
6 Э 14 Н | Tetrode | ||
6 С 51 Н 6 С 51 Н - В |
Sovtek | Triode | Normaltype Zuverlässige Type* |
6 С 52 Н 6 С 52 Н - В |
Sovtek | Triode | Normaltype Zuverlässige Type* |
6 С 53 Н 6 С 53 Н - В |
Sovtek | Triode | Normaltype Zuverlässige Type* |
6 С 62 Н | Triode | ||
6 С 63 Н | Triode | ||
6 С 65 Н | Triode |
Benennung der russischen Nuvistoren:
Heizspannung | System | Zahl | Bauweise |
6 (6,3 Volt) | Д (sprich Dä) = Diode Ж (sprich schjä) = Pentode C (sprich Ess) = Triode Э (sprich Ä) = Tetrode П (sprich Pä) = Leistungstetrode |
Laufende Nummer |
H (sprich En) = Nuvistor B (sprich Wä) = Zuverlässige Type |
Japanische Nuvistoren (Nationale Typen)
Type | Hersteller | Verwendung | Bemerkungen |
2 N - H 12 | Hitachi | Triode | |
6 N - H 10 | Hitachi | Triode |
Zurück zur Röhrenübersicht |