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Studiotechnik
Die Homepage von H.-T. Schmidt

Für den Aufbau eines regelmässigen Fernsehbetriebes waren eine ganze Reihe von technischen Vorarbeiten notwendig. Zunächst mußte man sich auf eine einheitliche Fernsehnorm einigen. Dann mussten Fernsehkameras entwickelt werden, die entweder im Studio verwendet werden konnten, oder tragbar sein mussten. Auch Filme wollte man zeigen (Videorecorder gab es ja noch nicht) und dazu wurden Filmabtaster konstruiert. Damit das Umschalten von einer Bildquelle zu anderen ohne Störungen (durchlaufende Bilder) verlief, mußten sie mit einer Impulszentrale synchronisiert gemacht werden. Es wurden viele Geräte gebraucht, die in einem Studio benötigt werden, und die baute grössten Teils das Oberspreewerk.


Die Normung des DDR-Fernsehens

Prof. Walter Bruch hatte sich schon vor dem Krieg mit dem Aufbau des Deutschen Fernsehens befasst; unter anderem schuf er die Vorkriegs-Fernsehnorm des Deutschen Fernsehens und stand als "Kameramann" an einer riesigen, unter seiner Führung konstruierten Ikonoskop-Fernsehkamera zur ersten Fernseh-Übertragung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Noch im Krieg wurde das Fernsehen weiter entwickelt und betrieben. 1940 entstand beispielsweise eine Übertragung mit 1029 Zeilen und 25 Bildwechseln pro Sekunde; das war hochauflösendes Fernsehen.

Nach dem Krieg wurde er von den Russen beauftragt, eine für Moskau bestimmte Amerikanische Fernsehstudioanlage auf Europäische Verhältnisse anzupassen. Das war deswegen notwenig, weil zur Synchronisierung von Sender und Empfänger die Netzfrequenz heran gezogen wurde. Bruch schlug eine Normung auf 625 Zeilen und 25 Bildw./s vor (Amerika: 525 Z / 30 Bildw./s). Diese Fernsehnorm wurde auch für die DDR übernommen, weil die ersten gebauten Empfänger als Reparation nach Russland gingen. Die LKVO lieferte schon im September 1945 einen 625-Zeilen-Taktgeber und einen Filmabtaster, aus einem umbebauten Mechau-Projektor, an Moskau.

Der Überzeugungkraft von Prof. Bruch es zu verdanken, daß 1952 zur ersten Europäischen UKW-Fernsehkonferenz in Stockholm viele Länder sich dieser Norm anschlossen, die heute noch gültig ist. Er schuf außerdem in den 60er-Jahren die Westliche Farbfernsehnorm PAL.


Fernsehkameras mit (Super-) Ikonoskop

Die ersten elektronischen Fernsehkameras hatten ein Superikonoskop als Bildaufnahmeröhre. Durch ein Objektiv und die Frontscheibe des dicken Röhrenhalses fiel Licht auf eine Speicherplatte, die die Helligkeit als elektrische Ladung kurzzeitig speicherte. Das Ladungsbild konnte mit einem Elektronenstrahl in einem elektromagnetischen Ablenksystem (hier nicht gezeigt) über dem dünnen Röhrenhals abgetastet werden.

Der Vorsatz Super bei Ikonoskopen und Ortikons beschreibt eine Besonderheit der Ladungsplatte. Diese ist rasterförmig in winzig kleine voneinander isolierte "Kondensatoren" unterteilt. Das bewirkt eine bessere Bildqualität.

Fernsehkamera mit Superikonoskop, Baujahr 1955.
Rieselikonoskop F9M2, das in der Kamera QP35 (Baujahr 1957/58) eingesetzt war. Für den Kameramann war noch eine kleine Monitorröhre: B16M1 eingebaut .

Fernsehkameras mit (Super-) Orthikon

Bald löste das Superorthikon das Superikonoskop ab. Die Kamera wurde dadurch nicht nur leichter (und tragbarer), sondern hatten auch eine etwa 25-fach höhere Lichtempfindlichkeit als Superikonoskope..

Rechts: Orthikons in der Endkontrolle.

Orthikon-Bildaufnahmeröhren haben ähnlich wie die Endikons eine dünne Halbleiterplatte hinter dem Eintrittsfenster. Die Stellen, die belichtet werden, speichern eine elektrische Ladung. Ein zeilenförmig abtastender Elektronenstrahl, der magnetisch abgelenkt wird, schlägt aus den geladenen Stellen der Platte Sekundärelektronen heraus. Dieser Strom wird in einem Sekundärelektronenvervielfacher erst verstärkt und dann abgegeben.

Filmabtaster

Dieser erste Filmabtaster (oben) wurde aus einem alten Mechau Filmprojektor umgebaut.

An Stelle der Lichtquelle wurde eine Bildabtaströhre (2205) montiert, ein Kathodenstrahlrohr, das einen Lichtpunkt zeilenweise über das Filmbild führte (Links unten: senkrecht stehendes Kathodenstrahlrohr; der Röhrenhals ist oben und die Schirmfläche unten. Schirmdurchmesser: 25 cm. Anodenspannung: 40 kV.).

Da, wo vorher das Objektiv war, befand sich nun eine Photovervielfacherröhre (rechts unten) die die Helligkeitsschwankungen des durch den Film fallenden Lichtes in Stromschwankungen umwandelte. Oben auf der Röhre (2144a) ist der Photokathodenanschluss zu sehen und dahinter die Spannungsteilerwiderstände für die einzelnen Dynoden.

Für Diapositive gab es noch einen besonderen Lichtpunktabtaster (2831), bestückt mit eine Lichtpunktabtaströhre (2767a - B13M1) und Photovervielfacher 2740 (1950/51).


Der Mechau-Abtaster war mitsamt der Steuerung recht klobig, und man begann bald Kinofilmabtastmaschinen mit Endikons zu bauen.

Ein Endikon (= Vidikon) ist eine Bildaufnahmeröhre. Das Bild wird über eine Optik auf eine Halbleiterplatte hinter dem Eintrittsfenster projiziert. Die Belichtung bewirkt eine unterschiedliche elektrische Ladung, die mit einem magnetisch abgelenkten Elektronenstrahl zeilenweise ausgelesen wird.

Für Studiozwecke ist diese Röhre eher ungeeignet, weil sie nicht lichtempfindlich genug ist. Das ist aber bei der Weiterentwicklung, dem Orthikon anders.

Die Abbildungen zeigen einen neueren Kinofilmabtaster und ein Endikon F2,5M3.


Alle Abbildungen: Achriv W. Müller

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