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Projekt eines Röhrenprüfers
Unbekannte Röhren identifizieren |
Die Homepage von H.-T. Schmidt |
Hierzu brauchen Sie eine Heizspannungsquelle, ein Ohmmeter und eine Umschaltvorrichtung. Manche Leistungsprüfer sind hierfür auch gut geeignet (z.B. Neueres Euratele mit Multimeter).
Die Beurteilung nach Augenschein:
Wenn man eine unbekannte Röhre betrachtet, werden sich nur mit den Augen schon bestimmte Merkmale erkennen lassen.
- Zunächst wird der Sockel beurteilt, ob es ein Standardsockel ist. Das lässt schon grob auf die Herkunft schließen. Während z.B. Novalsockel weltweit verbreitet waren, gab es Stahlröhrensockel nur in Deutschland und Rimlocksockel nur in Westeuropa Spezialsockel sind zwar zunächst schwierig einzuordnen, erlauben aber dadurch, dass sie seltener vorkommen eine sicherere Zuordnung. Viele Röhren haben außerdem Kolben- oder Seitenanschlüsse. Nun wird der Kolben betrachtet. Es gibt Glaskolben mit und ohne Beschichtung, oder Metallkolben.
- Sollte das Innere der Röhre zu erkennen sein, haben Sie Glück. Nun wird eine gute Lupe gebraucht.
- Versuchen Sie zunächst die Anzahl der Systeme zu erkennen. Glimmer- oder Keramikscheiben grenzen die Stirnseiten der Systeme ab. Systeme können übereinander auf einer gemeinsamen Kathode angeordnet sein, oder nebeneinander mit getrennten Kathoden.
- Jetzt gilt es die Art der Systeme zu bestimmen.
Fangen Sie mit der Kathode an. Falls ein gespannter Heizfaden ein- oder mehrfach durch das System geht, handelt es sich um eine direkte Heizung. Bei der indirekten Heizung ist der Heizfaden nur an den Öffnungen des Kathodenröhrchens zu sehen.
Weiter geht’s mit den anderen Elektroden. Die Anzahl der Gitter bestimmt die Bauart des Systems. Beispielsweise hat eine Tetrode natürlich 4 Elektroden, abzüglich Kathode und Anode also 2 Gitter. Mit anderen Systemen verhält es sich analog. Eine Ausnahme bilden Strahlpentoden; deren Bremsgitter ist als Blech ausgeführt. Die Haltestäbe der Gitter sind oft aus Kupfer. Das Steuergitter (Gitter 1) kann außerdem kleine Kühlflügel haben.
- Falls der Getter weiß ist, oder der Kolben beschädigt ist, können Sie sich die weitere elektrische Prüfung sparen; die Röhre ist defekt.
- Das Gleiche gilt, wenn das Innere stark verformt ist. Für die Kontrolle der Gitter im System gibt es seitlich im Anodenblech Öffnungen, durch die man durch die Röhre hindurch sehen kann. Die Gitter müssen hier symmetrisch angeordnet sein.
- Bei Presstellerröhren lässt sich manchmal mit etwas Übung auch die ganze Sockelschaltung herausfinden. In jedem Fall sollten Sie bekannte Anschlüsse notieren; das erleichtert die weitere Arbeit ungemein.
Die Heizung:
- Die Suche des Heizfadens erfolgt mit dem Ohmmeter. Der Messstrom des Ohmmeters darf den kleinsten Heizstrom nicht übersteigen, da sonst die Röhre beschädigt wird. Der Widerstand beträgt wenige Ohm, aber niemals genau 0 Ohm (den Leitungswiderstand müssen sie natürlich abziehen).
- Heizfäden können Anzapfungen haben. Diese lassen sich auch mit dem Ohmmeter finden.
- Selten haben Verbundröhren mehrere getrennte Heizfäden
- Direkte innere Verbindungen haben immer 0 Ohm Widerstand. Diese Kontakte dürfen später nicht beheizt werden. Für die weiteren Tests werden sie als eine Elektrode behandelt.
- Nun kann beheizt werden. Wenn der Heizfaden oder das Kathodenröhrchen sichtbar ist, ist es auf Rotglut zu heizen. Ganz alte Röhren werden bis zur Weißglut geheizt. Diese sind meist nicht gegettert. Um Missverständnisse zu vermeiden ist hier größte Vorsicht angebracht.
- Falls die Heizung nicht zu sehen ist, kann die richtige Heizspannung nur durch Emissionsanstieg gefunden werden. Hier fällt die Kathodensuche des nächsten Abschnittes mit der Heizungsermittlung zusammen. Die Heizspannung ist zunächst sehr niedrig, dann wird, wie im nächsten Abschnitt beschrieben, die Kathode gesucht. Falls keine Emission gefunden wurde, wird die nächst höhere Heizspannung genommen und wiederum die Kathode gesucht. Ist die Kathode gefunden, kann die passende Heizspannung gesucht werden. Sie wird durch langsames Hochregeln der Heizspannung gefunden. Die Emission wird zunächst schnell ansteigen, aber dann nur noch wenig. Wenn der schnelle Anstieg nachlässt, haben Sie die richtige Heizspannung. Direkt geheizte Kathoden reagieren schneller als indirekt geheizte.
Die Kathode
- Nun gilt es die Kathode zu finden. Die Röhre muss beheizt sein. Alle Elektroden außer der Heizung werden an Plus des Ohmmeters oder des Leistungsprüfers gelegt. Nun wird ein Kontakt abwechselnd und der Reihe nach mit Minus verbunden. Bei einem bestimmten Kontakt wird das Anzeigeinstrument ausschlagen. Das ist die Kathode
- Röhren mit mehreren Kathoden (Verbundröhren): Um weitere getrennte Kathoden zu finden, wiederholen sie den vorhergehenden Schritt mit Ausnahme der bereits gefundenen Kathode.
Die Identifikation der einzelnen Elektroden
- Um die restlichen Elektroden zuordnen zu können, wird die Röhre beheizt, die Kathode auf Masse gelegt und alle anderen Elektroden auf Plus. Das Instrument wird einen starken Ausschlag zeigen. Schalten Sie abwechselnd die Elektroden auf n.c.. Bei einer wird es einen starken Emissionsrückgang geben. Das ist das Steuergitter, das sich negativ auflädt und daher die Röhre sperrt. Legen Sie nun das Steuergitter auf Masse und Sie werden wieder eine Emission beobachten, aber etwas geringer als zuvor. Nun schalten Sie wieder abwechselnd die positiven Elektroden auf n.c und bei einer werden Sie einen besonders starken Emissionsrückgang haben. Das ist das Schirmgitter. So werden Sie nacheinander und in der Reihenfolge von der Kathode zur Anode die Elektroden finden. Bedenken Sie, das manchmal mehrere Elektroden auf einen Anschluss zusammengefasst sind; z.B. Hexode: Raumladegitter (g2) und Schirmgitter (g4).
- Mehrere Systeme mit gemeinsamer Kathode: Elektroden zuordnen.
Diese finden Sie über die Steuerwirkung des Steuergitters. Zu einem System gehörige Gitter und Anoden reagieren, wenn das dazugehörige Steuergitter von Masse auf n.c. gelegt wird. Bei einer Diodenanode geht von keiner anderen Elektrode eine Steuerwirkung aus.
Die Identifikation der Röhrentype
- Nun sind die Sockelbeschaltung und die Heizwerte bekannt. Höchst wahrscheinlich haben Sie hier auch eine häufig verwendete Röhre. Mit den Angaben können Sie nun in einem Röhrendatenbuch nach der passenden Type suchen. Die Kenntnis von Kodierungssystemen ist dabei von Vorteil. Letzte Gewissheit geben der genaue optische Vergleich und der Probelauf unter Praxisbedingungen.
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