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Quecksilberdampfgleichrichter
Die Homepage von H.-T. Schmidt

Ein riesiger Quecksilberdampfgleichrichter mit drei Armen in der Haupthalle des Museums.

Hersteller: Elin (Wien)
Baujahr: 1923.

Dieser etwa ein Meter hohe Gleichrichter besteht aus einem großen Glaskolben an dessen unterem Ende drei große abgewinkelte Arme abzweigen. In den Armen sind die Anoden untergebracht, die aus Graphit bestehen. Ganz unten ist der "Quecksilbersee" zu erkennen, in den von unten die gemeinsamen Anschlüsse für die Kathode hinein ragen. Elektrisch wäre nur ein Anschluß notwendig, aber aus Gründen der thermischen Belastung wurde er dreifach ausgeführt. Durch die Entladungen verdampft teilweise das Quecksilber und kondensiert wieder in dem großen Glasdom. Knapp über dem "Quecksilbersee" sind drei der vier Hilfselektroden sichtbar, über die eine Hilfsspannung bei der Zündung zugeführt wurde. Die ganze Röhre war kippbar aufgehängt. Durch leichtes Neigen wurde die Zündung erleichtert.

Der Verbraucher befand sich zwischen Kathode und dem Nulleiter des Versorgungstransformators. Dieser Transformator war für Drehstrom ausgelegt und besaß für die drei Phasen je eine Wicklung, die mit den einzelnen Anoden verbunden waren. Das ander Ende der Wicklungen war zum Nulleiter zusammen gefasst.

(Die Anodenanschlussleitungen mit den Porzellanisolatorperlen sind im Museum so geschaltet, daß nur eine Einphasengleichrichtung möglich wäre; das war ursprünglich wohl anders.)

Dieser Gleichrichter steht heute wieder in den Ausstellungsräumen der Technischen Museums.

Originaltext (kursiv):

Quecksilberdampfgleichrichter
Die Stromnetze werden für "Wechselstrom" eingerichtet, weil sich diese Stromart mit geringen Verlusten übertragen lässt. Für viele Anwendungen, etwa zum Laden von Akkus benötigt man jedoch "Gleichstrom". Gleichrichter wandeln Wechsel- in Gleichstrom um.

Dieses Modell wird 1929 auf der Weltausstellung ausgezeichnet und kommt anschließend in das Technische Museum Wien. Hersteller: Elin, Wien. Baujahr: 1923.

Anmerkung: Diese Art von Röhren wurden zum Gleichrichten von hohen Spannungen, aber relativ geringen Strömen verwendet. Etwa zum Betrieb von elektrischen Straßenbahnen, die mit Gleichstrom fuhren, oder für private Haushalte, die großteils Gleichspannungversorgung hatten. Die Zugspitzbahn bezog ihre Gleichspannung aus großen Glasgleichrichtern.

Es gab auch sechsarmige Quecksilberdampfgleichrichter, die eine bessere Glättung des Gleichstroms erzielten. Dazu wurde der dreiphasige Drehstrom durch einen besonderen Transformator mit sechs Sekundärwicklungen (für die einzelnen Anoden) umgewandelt. Drei dieser Wicklungen waren so beschaffen, daß sie die Restwelligkeit herab setzten.

Mehrarmige Quecksilberdampfgleichrichter aus Glas waren etwa zwischen 1905 und 1930 in Gebrauch.

Sie gehören (mit der Kathodenstrahlröhre und den Geisslerschen Röhren) zu den ersten Elektronenröhren überhaupt, lange vor den ersten Verstärkerröhren verwendet. 1905 hatten diese Röhren schon ihre endgültige Form.


 Die Abbildung* zeigt den Kolbenaufbewahrungsraum des Laboratoriums von Dr. Steinmetz, der zwischen 1903 und 1905 den Quecksilberdampfgleichrichter entwickelte.

Sehr bald stellte sich heraus, daß die Gleichrichter im Glaskolben zu klein waren, und es wurden wesentlich größere und leistungsfähigere Gleichrichter mit Stahlkolben gebaut.

Für das Laden von Akkumulatoren waren andere Gleichrichterröhren notwendig, die bei geringer Spannung große Ströme verkrafteten. Bekannt waren die so genannten "Tungar"-Röhren, die etwa äußere Form von überdimensionalen Glühbirnen hatten.
Ein kleinerer Gleichrichter, wie der große, war in einem Schrank eingebaut.

Flackernd, Blau leuchtend und summend war er für die Gleichstromversorgung des Museums in Gebrauch.


* Abbildung aus: Quecksilberdampfgleichrichter, Oldenbourg Verlag, 1931.

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