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Erste Fernseher der DDR
Die Homepage von H.-T. Schmidt

Schon früh begann das Oberspreewerk mit der Entwicklung des Fernsehens der DDR. Dazu wurden auch Fernsehempfänger benötigt. Es entstanden jährlich neue Prototypen. Fernsehempfänger waren zunächst als Reparationszahlung an die UdSSR zu liefern. Schon 1952, zum Start des Fernsehens, kam das Modell Rembrandt in großen Stückzahlen für den heimischen Markt heraus. Die Nachfrage nach Fernsehgeräten war so stark, daß ein Vorbestellsystem eingerichtet werden mußte. Die Wartezeiten dauerten bis zu fünf Jahre. Erst als Ende der 50er-Jahre drei weitere Betriebe Fernseher fertigten, begann sich die Lage zu entspannen. Alle hier gezeigten Empfänger waren mit Oktalröhren der Amerikaserie bestückt. Die späteren Geräte erhielten ähnliche Röhrensätze wie die westlichen Produkte.


März bis August 1950 - OSW 2685a, der erste Fernseher der DDR

Von diesem Fernsehgerät mit 18 cm × 24 cm Rechteckbildröhre (2146) wurde eine Musterserie von rund 50 Stück an die UdSSR geliefert. Es wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1951 der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Gerät hatte äußerlich eine starke Ähnlichkeit mit dem "Volksfernseher" E1, der 1939 auf der Berliner Funkausstellung gezeigt wurde, aber die Serienfertigung infolge des Krieges nicht mehr erreichte.

Die übrige Röhrenbestückung war: 6J6 (ECC91), 6AC7, 6AC7, 6 SN7, 6SJ7, 6V6, 6H6, Wehrmachtröhrennachbauten: LV3, LG4, Röhren mit Stahlröhrensockel: EZ12, AZ12, V30/01h (Alte AEG-Hochspannungsdiode für Röntgengeräte).


Frühjahr 1952

Ein Mustergerät für die Leipziger Frühjahrsmesse 1952, schon mit Rechteckbildröhre und Trommelkanalwähler.


1952 - T2 "Leningrad" und das T-2-Programm.

Der Leningrad wurde in der UdSSR entwickelt und als russisches Reparationsgut in der DDR gefertigt. OSW lieferte die gesamte Röhrenbestückung, und das Sachsenwerk in Radeberg (Rafena) baute das Gerät. Es mußten täglich vorgegeben Stückzahlen gefertigt werden, vorher durften die Arbeitsplätze nicht verlassen werden. Etwa 65000 Geräte wurden gebaut, von denen nur rund 200 Stück in der DDR verblieben, die zur Demonstration der Fernsehversuchsendungen in öffentlichen Räumen dienten. Im Handel wurde er für stolze 3500,- Mark angeboten.

Der Leningrad besaß eine 23-cm-Rundkolbenröhre (23ЛK1Б) ohne Ionenfalle mit einem sichtbaren Bild von 13,5 cm × 18 cm. Eine Hochspannungsdiode wurde neu entwickelt (1Z1) und die Wehrmachtröhre LS50 für die Zeilenablenkung modifiziert (P50).

Eingebaut war ausserdem ein Rundfunkempfänger. Wurde nur Radio gehört, konnte die Bildröhre durch eine mit Stoff bespannten Schiebetüre abgedeckt werden.

T2 stand übrigens für Type 2; der T1 hieß Moskwitsch.

Oben: Leningrad T2
Unten: 23ЛK1Б-Bildröhren bei der Fertigung

  Fernsehbildröhren auf dem Pumpstand. Als Implosionsschutz kam jede Röhre vorübergehend in einen Stoffbeutel.

Ab Ende 1952 - FE 852 "Rembrandt", ein sehr erfolgreiches Modell und das Versuchsfernsehen.

Der Rembrandt, eine vollständige Eigenentwicklung des WF, besaß eine 30-cm-Rundkolben-Bildröhre mit einer Bildgröße von 18 cm × 24 cm und Ionenfalle. Wie beim Leningrad wurden die Röhren im WF und das Gerät im Rafena gefertigt. Er kam rechtzeitig zur Eröffnung des offiziellen Versuchsfernsehens der DDR am 20. Dezember 1952 (Stalins Geburtstag) auf den Markt. Das wurde als "überragender Sieg über den Klassenfeind" gefeiert. Der erste Sender stand übrigens in Berlin Adlershof und hatte in der Endstufe zwei besondere Nachentwicklungen der originalen GEMA TS41, die ursprünglich für die Funkmesstechnik der Wehrmacht konstruiert wurde. Diese WF-Röhren hießen TS41DK.

Bald begann die Staatsmacht gegen das Westfernsehen mit Störmaßnahmen vorzugehen. Auch hatten die Bild- und Tonfrequenzen einen anderen Abstand als im Westen (6,5 MHz statt 5,5 MHz), daß nur Ton oder Bild empfangen werden konnten.

Bastleramateure bauten kleine Umsetzer mit einem 1-MHz-Oszillator und einem Mischer mit der ECH81, die dann den doch West-Empfang mit Ton ermöglichten.

Im Jahr 1954 fand dann der IV. SED-Parteitag statt, der die deutsche Einheit propagierte. Hier wurde beschlossen, den Bild-Ton-Abstand auf 5,5 MHz wie im Westen anzupassen.

Der offizielle Beginn des DDR-Fernsehens.

Das offizielle Fernsehen der DDR begann aber erst am 3. Januar 1956. 1955 gab es erst 13.000 Fernsehgeräte, die dann bis 1959 schnell auf 600.000 anwuchsen, als in drei Betrieben gleichzeitg gefertigt wurde.

Der Wettkampf um das Fernsehen in Ost und West ging weiter. Als der NWDR seine Sendeleistung erhöhte, konnte das West-Fernsehen auch in großen Teilen der DDR empfangen werden. Nur Ostsachsen und Ost-Mecklenburg-Vorpommern konnten es nicht empfangen - diese Gegend wurde bald als "Tal der Ahnungslosen" bezeichnet.
Gelegentlich sah man FDJ-Mitglieder, die auf Hausdächer stiegen, um Fernsehantennen wieder auf heimische Sender zu richten. Half das nichts, wurden die "unnötigen" Kanalwählerstreifen ausgebaut und eingesammelt. Nun konnte man nur noch einen Sender empfangen, und zwar den heimischen.

Damit die Inhalte des Westfernsehens "richtig" ankamen, wurde es im eigenen Programm von Karl Eduard von Schnitzler "kommentiert".

Es gab natürlich auch DDR-Sendungen, die im Westen erfolgreich waren. Wer kennt nicht das "Sandmännchen" oder "Ein Kessel Buntes"? Diese Sendungen versuchte man zu kopieren. Als 1990 das Ost-Sandmännchen im Zuge der Wiedervereinigung abgeschafft werden sollte, brach ein Protest in ganz Deutschland aus; es durfte bleiben.

Der FE 852 "Rembrandt".

Schaufenster mit "Rembrandts" - 1955.

Die DDR-Nachrichtensendung "Die aktuelle Kamera", gezeigt mit einem "Rembrandt".

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