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Loewe-Mehrfachröhren (Opta-Mehrfachröhren) |
Die Homepage von H.-T. Schmidt |
Dr. Siegmund Loewe (1885-1962; vorher bei Huth) führte ab 1918 in Berlin Friedenau ein Röhrenlaboratorium. Bald begann er, nachdem er verschiedene gebrauchte Apparaturen von anderen Röhrenherstellern (RRF-Hamburg, DeForest USA) gekauft hatte, in kleinem Umfang Röhren zu produzieren. Sie wurden wegen der grassierenden Inflation das Stück für 1 US-Dollar verkauft.
Anfang 1923 wurde die Radiophon GmbH von David Ludwig Loewe (1882-1935) gegründet und im gleichen Jahr in Radiofrequenz GmbH umbenannt. Die Firma wird nun von Dr. S. Loewe und D. L. Loewe gemeinsam geführt. Manfred von Ardenne, ein hochbegabter sechszehnjähriger Schüler kam 1923 öfters dort vorbei, um Material für seine Basteleien zu holen. Bald wurde die Fertigungsstätte zu klein und man zog um nach Berlin Friedenau.
Loewe hatte 1923/24 etwa 600 Mitarbeiter in seinen Fabriken.
Zur gleichen Zeit gründete der dritte der Loewe-Brüder, Dr. Bernhard Loewe (1891-1969) die Orthophon Apparatebau GmbH, die Radiogeräte und passive Bauelemente fertigte. Um 1925 führte Telefunken teure Patentprozesse gegen konkurrierende Röhrenhersteller, an denen beinahe auch Loewe zerbrach. Darauf befand sich die erste Zweifachröhre 2 HF in der Entwicklung, als eben dieser Manfred von Ardenne einen kleinen Widerstandverstärker mit drei Trioden und den dafür nötigen passiven Bauelementen demonstrierte. Er hatte das Ganze kompakt in eine Schachtel eingebaut, so daß man das Innere nicht sehen konnte. Also eine „Black Box“! Hinzu kam noch, dass die Gebühren für die RTV-Genehmigung sich nach der Anzahl der Fassungen in den Empfänger richtete. Das löste für kurze Zeit einen wahren Boom der Mehrfachröhren aus. Die Idee war geboren, einen großen Teil eines Radioempfängers in einem Glaskolben unterzubringen. Der Empfänger OE 333 (ab 1926) mit der berühmten Loewe-Dreifachröhre (3 NF) entwickelte sich zum ersten preisgünstigen „Volksempfänger“; gebaut wurden etwa eine Million Stück.
Die ersten Mehrfachröhren (3 NF und 2 HF) waren sehr schön aufgebaut. Heute würde man von Design sprechen. Alle passiven und aktiven Bauelemente waren sorgfältig angeordnet, jeder Draht ausgerichtet. Widerstände und Kondensatoren erhielten zunächst noch eigene Glaskölbchen, weil man negativen Einfluss durch langzeitige Gasabgabe ins Vakuum fürchtete.
Die Orthophon Apparatebau GmbH musste aufgrund der Großen Nachfrage umziehen (Berlin-Steglitz) und nannte sich nun Radio AG D. S. Loewe.
1928 wurde die 3 NF zur verbesserten und mit Oxidkathode versehenen 3 NFB und die 2 HF zur HF 30 weiter entwickelt. Für die passiven Bauelemente wurden nur noch Werkstoffe verwendet, die auch im Vakuum stabil waren. Die Glaskölbchen wurden somit überflüssig. Mit der Erschliessung des Kurzwelle-Bandes wurden die die hochfrequenztechnischen Anforderungen an die Röhren auch größer. Man gab das innere Design auf. Man begann das Innere der Röhren durch eine Lackschicht in Schwarz oder Silber zu verbergen. Die Lackschicht hatte meist keine abschirmende Funktion. Es entstanden noch eine ganze Reihe weiterer Mehrfachröhren, weil die Patentlage den Bau von normalen Rundfunkröhren nicht zuließ.
Von Ardenne stellte 1931 auf der Funkausstellung für die Firma Loewe den ersten vollelektronischen Fernsehempfänger mit der Braunschen Röhre vor.
Bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (30.1.1933) emigrierten die beiden jüngeren Brüder in die USA; Dr. Siegmund Loewe leitete nun alleine die Loewe AG.
Ab 1937 konnten auch normale Radioröhren gefertigt werden.
1938 wurde Dr. Siegmund Loewe im Zuge der „Arisierung“ enteignet. Er emigierte ebenfalls. Die Firma wurde in Opta-Radio umbenannt. Die Firma vom Reichsluftfahrtministerium geführt. Es wurden nun Funk- und Funkmessgeräte für die Luftwaffe gefertigt.
Marine und Heer der Deutschen Wehrmacht ließen im Zug der Aufrüstungsmaßnahmen für den Zweiten Weltkrieg besondere Mehrfachröhren für Wettersonden fertigen, die sehr kompakt waren und direkt in die Schaltung eingelötet wurden. 1943 wurde die Fabrik in Berlin-Steglitz durch Bombenangriffe zerstört.
1944 wurde die Röhrenfertigung in Grünberg / Schlesien wieder aufgenommen. Es wurden Wehrmachtsröhren gefertigt. Zu diesem Zeitpunkt erreichte hier die Röhrenfertigung höhere Zahlen als bei Telefunken in Berlin. Von der Opta-RV 12 P 2000 wurden 1 Million Stück hergestellt.
1949 bekam Dr. S. Loewe die Opta Radio AG zurückübereignet und nannte sie nun Loewe Opta AG.
Ab 1964 war sie dann eine GmbH.
Loewe-Mehrfachröhren
Hinweis zu den Sockelbildern: Loewe gab einen Teil der Sockelbilder in der Ansicht von oben an.
Das wurde leider in einen grossen Teil der Röhrendatenliteratur übernommen, was zu vielen Mißverständnissen führen kann.
Hier werden aber alle Sockelzeichnungen, wie gewohnt, von unten gezeigt (Ohne Gewähr!).
Type | Systeme | Bemerkungen |
2 HF | Tetrode-Tetrode | |
2 HF „Neue Type“ | Triode-Triode | Verbesserte 2 HF mit Trioden; ähnlich der HF 30. |
2 HMD | Tetrode-Tetrode | |
2 NF | Triode-Endtriode | |
3 NF | Audiontriode-Triode-Endtriode | |
3 NF 7 | Audiontriode-Triode-Endtriode | 3 NF mit 7. (Mittel-)Anschluss für Rückkopplung |
3 NF Bat | Audiontriode-Triode-Endtriode | Verbesserte „3 NF 7“ mit Oxidkathode für Batteriebetrieb |
3 NF Net | Audiontriode-Triode-Endtriode | Verbesserte „3 NF 7“ mit Oxidkathode für Netzbetrieb |
3 NFK | Audiontriode-Triode-Endtriode | |
3 NFL | Audiontriode-Triode-Endtriode | wie 3 NFK, aber veränderte Audiontriode |
3 NFW | Audiontriode-Triode-Endtriode | Verbesserte „3 NF 7“ mit indirekt geheizter Oxidkathode |
HF 29 | Triode-Tetrode | Nachfolger der 2 HF |
HF 30 | Triode-Triode | Nachfolger der HF 29 |
MO 44 | Tetrode-Tetrode | Allstromvariante der 2 HMD |
Q 3 | Raumladetetrode | (Keine Mehrfachröhre) |
Q 5 | Triode-Triode | Sondenröhre |
Q 6 | Triode-Triode | Sondenröhre für RS 3 |
RNF 7 | Audiontriode-Triode-Endtriode | Exportversion der 3 NF Bat/Net |
WG 33 | Triode-Triode-Endpentode | |
WG 34 | Tetrode-Endpentode | |
WG 35 | Tetrode-Diode-Endpentode | Tetrode wie WG 34, aber mit Regelgitter |
WG 36 | Hf-Pentode-Regelpentode-Triode | |
WG 37 | Hf-Pentode-Audiontriode-Endpentode | Endpentode und Tetrode wie WG 34; HF-Pentode wie die WG-37-ZF-Pentode, aber ohne Regelgitter. |
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