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Die Firma Ostar

Die Firma Gustav Ganz & Co in Wien (10. Van-Der-Nüll-Gasse 45-47) begann etwa 1931 Röhren zu bauen. Der hauptsächlich verwendete Markename Ostar wurde von der ersten urkundlichen Erwähnung Österreichs - "Ostaricha" abgeleitet.

Im Röhrenbau brachte sie bedeutende Neuerungen heraus, so volle Netzheizung und Abschirmungen. Da viele Haushalte noch mit Gleichstrom ausgestattet waren, war es sinnvoll, mit Netzspannung zu heizen. Viele Röhren wurden für mehrere Heizspannungen gebaut. Es gab aber so viele patentrechtliche Beschränkungen und Vereinbarungen, daß in Österreich nur der Bastlermarkt mit diesen Röhren beliefert werden durfte. Dazu wurden in Bastlerzeitungen Bauanleitungen mit diesen Röhren veröffentlicht. In das Deutsche Reich durften nur Gleichrichterröhren unter dem Markennamen "Uran" verkauft werden.

Etwa zur Zeit des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich und der Reichskristallnacht 1938 verliert sich plötzlich jede Spur dieser Firma. Wahrscheinlich ist Ostar der "Arisierung" zum Opfer gefallen.*

Zukunftsweisend war aber das Knowhow, mit dem neue Hochvoltröhren mit V- oder U-Heizung realisiert werden konnten.


*Vergleichsweise wurde der Erfinder der Verstärkerröhre Robert von Lieben 1936 mit einer Briefmarke und einer grossen Gedenktafel am RAVAG-Haus (Damaliger Sitz des Österreichischen Rundfunks in der Johannesgasse) geehrt. Die Verstärkerröhre wurde gerade 30. Aber schon 1938 wurde die Gedenktafel plötzlich wieder entfernt.

Markennamen der Ostar-Röhren

Ganz & Co verwendete viele verschiedene Markennamen für ihre Röhren: Ostar, Linera, Restra, Hochvolt und für Gleichrichterröhrenexporte ins Deutsche Reich: Uran.

Die Logos bestehen aus einem Schriftzug, der in einen Kreis eingepasst war. Links ein Beispiel für den Markennamen Restra.

 

Eine Anzeige mit dem Lieferprogramm, Röhrendaten und Preisliste von 1935.

 

Eine Zeitschriftenanzeige von 1934.

Konstruktive Besonderheiten der Ostar-Röhren

  • Hochvoltheizung: Das Hauptproblem der Hochvoltkathode war, 4 m Heizdraht unterzubringen. Ausserdem musste der Heizdraht lagefest sein, weil sonst bei Temperaturschwankungen Krachgeräusche entstanden. Trotzdem war diese Kathode bei Verstärkerröhren nur für Gleichspannung geeignet, weil sich Brummstörungen in der Heizung und in den inneren und äusseren Zuleitungen nicht vermeidbar waren. Bei den Gleichrichterröhren entstanden besondere Typen, wie Spannungsverdoppler und Vierweggleichrichter, die mit Wechselstrom-Netzspannung beheizt wurden.
    Die Herstellung einer 220...240-V-Kathode verdeutlicht die technische Höchstleistung:
    1. Wolframdraht wird auf eine Stärke von 0,015 mm gezogen.
    2. 4 m dieses Drahtes werden zu einer Wendel gekehrt. Die Wendel bekommt jetzt die Länge von 18 cm.
    3. Diese Wendel wird jetzt noch einmal gewendelt.
    4. Die Doppelwendel wird mit Aluminiumoxid besprüht und hat jetzt den Durchmesser von 0,16 mm.
    5. Ein Keramikstäbchen mit 6 Längskanälen wird hergestellt. Die Kanäle haben den lichten Durchmesser von 0,25 mm.
    6. Der Heizer wird in die Kanäle eingesetzt und an den Enden mit Aluminiumoxid fixiert.
    7. Das Keramikstäbchen wird in ein Nickelröhrchen eingesetzt.
    8. Das Nickelröhrchen wird an den Stellen, die später emittieren sollen, mit Bariumkarbonat besprüht.
    9. Endlich folgen noch Einbau der Kathode, Leerpumpen des Kolbens und Aktivieren der Kathode.
Heizdrahtzuführungen der Hochvoltkathode.

 

Eine Kathode mit vier Kanälen,
von der Rückseite gesehen.

  • Innere Abschirmung gegen das Netzbrummen: Die Zuleitungen zum Röhrensystem wurden sehr sorgfältig mit kleinen Blechkästen abgeschirmt.
     
  • Kolbenabschirmung durch Kupfernetze: Die äussere Abschirmung wurde durch ein den Kolben umgebendes Kupfernetz hergestellt, was den Röhren das einzigartige Aussehen gab. Es gab zwei verschiedene Arten von Kupfernetz; ein gewebtes und ein gehäkeltes. Die Enden des Netzes am Sockel und vor dem Kolbenanschluss wurden jeweils mit einer Kupfermanschette versehen. Später bekamen einige Ostar-Röhren eine Graphitbeschichtung auf der Innenseite des Kolbens.
  • Es gab auch einige Ostar-Röhren, bei denen die Heizanschlüsse am Sockel seitlich auf Klemmen heraus geführt wurden, damit auch ältere Radioempfänger nachträglich auf Netzbetrieb umgestellt werden konnten (Ähnlich den Kellogg- und Rogers-Röhren).
     
    Insgesamt macht es doch den Eindruck, daß das Fertigungsprogramm recht chaotisch war. So konnte eine Röhrentype bis zu sechs Varianten aufweisen, und im Typenschlüssel ist nur ansatzweise ein System zu erkennen.

Ostar Hochvoltröhren

Alle Röhren mit 3 Heizspannungsbereichen lieferbar: 110...125 V, 150 V und 220...240 V, mit Ausnahme der Pt 43 (20V).

Type Verwendung Baujahr System gleich
mit Philips...
Bemerkungen
A 520 Universal-Triode 1931 E 424 N Metallnetzabschirmung, Europasockel
A 520 Metallnetzabschirmung, Hexodensockel
A 520 DG Raumladetetrode     Metallnetzabschirmung, Europasockel
A 920 Triode 1931    
B 2 Duodiode   AB 1  
BA 1 Triode + Diode 1933   "Binode"
BA 5 Triode + Diode 1933   "Binode"
D 130 Universal-Triode   E 499  
EG 30 Einweggleichrichter      
EG 50 Einweggleichrichter 1932 373  
EG 100 Einweggleichrichter 1932 CY 1  
F 8 Endpentode 1936   "Hochvolt"
G 5 Heptode 1934 AK 1 Metallnetzabschirmung; "Pentagrid-Converter"
H 3 steile Regelpentode 1934 E 446 Metallnetzabschirmung
K 2050 Kraft-Endtriode      
K 2060 Kraft-Endtriode      
K 3560 Kraft-Endtriode   D 404  
L 1525 Endtriode 1931 D 410  
M 43 Endpentode 1934 E 443 H Heraus geführtes Bremsgitter
M 44 Endpentode      
M 353 Mischheptode      
M 355 Mischhexode      
MS 18 Regeltetrode 1933 E 445  
MS 70 Regeltetrode 1933 E 455  
NG 40 Doppel-Einweggleichrichter 1932   Für Delon- (Verdopplungs-)schaltung
NG 50 Doppel-Einweggleichrichter      
NG 100 Doppel-Einweggleichrichter 1933 CY 2 Für Parallel- oder Delonschaltung
Pt 3 Multig. Endpentode 1933 C 443 Heraus geführtes Bremsgitter, "Restra"
Pt 4 Endpentode      
PT 43 Endpentode   B 2043 = Telefunken RENS 1823 d
S 25 steile Tetrode 1933 E 452 T  
S 100 steile Tetrode 1933 E 442  
U 920 Endtriode 1931 E 409  
V 3 Regelpentode 1934   Metallnetzabschirmung
VG 45 2 Einweg- und 1 Vollweggleichrichter 1932   Für Grätz- (Brücken-)schaltung
W 310 Triode 1931   Metallnetzabschirmung

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