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Röhren
Die Homepage von H.-T. Schmidt

Als Wehrmachtröhren werden hier alle Röhren bezeichnet, die ausschließlich in der Deutschen Wehrmacht (bzw. in der Reichswehr davor) verwendet wurden. Es wurden natürlich auch gewöhnliche Rundfunk- und Spezialröhren in der Wehrmacht verwendet, die hier aber nicht gesondert erwähnt werden. Möglicherweise war die Entwicklung der Deutschen Stahlröhren für die Radioempfänger auch mit dem Hintergedanken eines Kriegseinsatzes verbunden. Jedenfalls entstand eine unglaubliche Vielfalt von Röhren, die heute kaum übersichtlich scheint.

Der Beginn der Wehrmachtröhren
Die ersten Wehrmachtröhren Anfang der 30er-Jahre waren Sonderentwicklungen der Rundfunkempfängerröhren. Teilweise wurden die Typen nur anders bezeichnet. Es wurden auch etliche Röhren aus anderen Ländern nachgebaut.

Der Zweite Weltkrieg
Ab etwa 1937 wurde die Röhrenproduktion auf den bevorstehenden Krieg umgestellt. Es wurden völlig neue Systeme entwickelt, die besonders robust sein sollten. Erstmals wurden Röhren für die UKW-Technik im großen Stil gebaut. Das geschah teilweise unter größter Geheimhaltung. Es kam sogar vor, daß mehrere Technikerteams an dem gleichen Projekt arbeiteten, ohne voneinander zu wissen. Zu dieser Zeit wurden völlig neue Geräte für Horch-, Peil-, Lenk- und Funkverfahren entwickelt. Erstmals kamen auch fernseh-gesteuerte Bomben, elektronisch gelenkte Raketen, Funkmeßgeräte (Radar) und Funkstörgeräte zum Einsatz. Das war der Beginn der elektronischen Kriegsführung.

Sockel und Fassungen der Wehrmachtröhren
Durch die große Vielfalt der verwendeten Röhrentypen entstand ein eben so grosses Spektrum an Röhrenfassungen. Die Anforderungen waren neuartig; so mussten beispielsweise Röhren, ohne das Gerät zu öffnen, austauschbar sein. Ein sehr robuster gedrängter Aufbau sollte auch erlaubt sein.

Radar (Funkmesstechnik)
Der Ausgang der Kampfhandlungen in Europa wurde wohl auch durch das bessere Radar der Allierten entschieden. Das deutsche Radar (Funkmeßgeräte) arbeitete mit Wellenlängen um 50cm und das der Alliierten mit 9cm, das wesentlich genauere Anzeigebilder lieferte. Anfang der 40er-Jahre war das alliierte Radar noch völlig unentdeckt, weil es in der Wehrmacht überhaupt keine Geräte gab, die so hohe Frequenzen empfangen konnten. Im Februar 1943 kam durch einen Flugzeugabschuß ein Bordradargerät in die Hände der Deutschen; dies allerdings schon zu einem Zeitpunkt, wo die Luftüberlegenheit der Allierten schon gewaltig war. Es verging aber doch noch fast ein Jahr, bis die Bedeutung des Gerätes erkannt wurde. Man hatte zwar das Gerät in kürzester Zeit nachgebaut (Rotterdam-Gerät), aber durch einen Fehler eines Technikers wurde in dem Antennenspiegel das verkehrte Dipol verwendet, wodurch die Leistungfähigkeit erheblich sank. Außerdem meinte man fälschlicherweise, dieses Gerät sei nur für die Navigation brauchbar, aber nicht als Radar. Bemerkenswert erscheint heute, daß bereits Anfang der 20er-Jahre in Deutschland die Habann-Röhre patentiert war, ein Magnetron zur Erzeugung hoher Frequenzen, allerdings mit außenliegenden Schwingkreis. Betrachtet man heute zum Vergleich die erste englische Radarröhre mit innenliegenden Schwingkreisen und wesentlich höheren Frequenz und Leistung und die deutsche Habann-Röhre, erstaunt es doch, wie klein der Entwicklungsschritt gewesen wäre. Durch willkürliche "Führererlasse" wurden viele Forschungsprojekte gestoppt, unter anderem die schon laufende Entwicklung von Höchstfrequenz-Scheibenröhren.

Röhren für die deutsche Funkmesstechnik:

Die alliierte Röhrenentwicklung
Bei den Alliierten entwickelten sich die Röhren ebenfalls stürmisch. Ein Beispiel ist hier die Radarröhrenentwicklung der Bell-Laboratories für Western Electric, die die Überlegenheit der amerikanischen Radartechnik zu dieser Zeit zeigt.

Das Kriegsende
Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde ein Erlaß der alliierten Siegermächte herausgegeben, wonach alle Funkgeräte und Ausrüstungen der Wehrmacht vernichtet werden mußten. Da auf Zuwiderhandlung die Todesstrafe drohte, ist kaum noch etwas erhalten geblieben. Daß heute überhaupt noch etwas existiert, erklärt sich aus der extremen Materialknappheit, die unmittelbar nach Kriegsende herrschte. Die Radioindustrie verwendete aber bei ihrem Neuanfang Wehrmachtröhren und Bastler bauten damit die abenteuerlichsten Empfänger. Viele Röhrenkonstruktionen wurden von den Siegermächten übernommen und weiterentwickelt.

Der Kopenhagener Wellenplan und seine Folgen
Die deutschen Rundfunkfrequenzen auf den ursprünglichen Bändern (Mittelwelle und Langwelle) wurden durch den Kopenhagener Wellenplan größtenteils an die Alliierten zugewiesen. Um die Rundfunkversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, wich man auf das UKW-Band aus. Die Technologie war ja nun schon erprobt. Somit war das in den Trümmern liegende Deutschland das erste Land mit UKW-Rundfunk. Da durch die weitreichenden Zerstörungen und durch den jahrelangen Stillstand der Radioindustrie ein großer Aufholbedarf bestand, konnten die neuen UKW-Empfänger auf breiter Basis eingeführt werden.
 
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