Gnomröhren Funkwerk Erfurt |
Die Homepage von H.-T. Schmidt |
Der Name Gnomröhre kam von Gnom, so nannte man einen Zwerg. Diese Röhren waren in der Tat wesentlich kleiner als die Vorgänger. Die elfpoligen Gnomröhren hatten ausserdem den Pumpstutzen oben, der wie eine kleine Zipfelmütze aussah.
Für diese Röhren wurden zwei neue Sockeltypen entwickelt:
Der Schlüsselsockel verschwand bald zugunsten des elfpoligen Sockels. Wahrscheinlich sollte der elfpolige Sockel gegen den neuen neunpoligen Novalsockel in Konkurrenz treten, konnte sich aber dann nicht durchsetzen. Angeblich wurden die Konstrukteure auch noch wegen Hochverrat verurteilt, weil sie die Baupläne an den Westen gegeben haben sollen. Zu bedenken ist allerdings, daß es dieses Sockelungsprinzip (Stiftdurchführung durch Preßglasteller) schon zehn Jahre früher bei den siebenstiftigen amerikanischen Miniaturröhren bekannt war.
Juli 1953 wurde die Entwicklung und Produktion der Gnomröhren abrupt eingestellt, weil sich nur mit den im Westen kompatiblen Noval- und Miniaturröhren Devisen beschaffen ließen, die fortan gefertigt wurden. Von den rund 60 geplanten Gnomröhrentypen erreichte nur ein Drittel die Serienfertigung. In der kurzen Zeit wurden nur geringe Stückzahlen gebaut. Die Entwicklung war aber trotzdem nicht ganz umsonst, denn viele Gnomröhren standen Pate für neuere Röhrentypen der DDR.
Da Röhrenknappheit herrschte, wurden Radiogeräte mit sehr unterschiedlichen Röhrenbestückungen gebaut. Der Elbia W 579 besaß zwei EF174 und eine EAA171 im UKW-Teil (Baujahr 1952/53). Der 9 E 91 von Stern-Radio-Rochlitz hatte gleich drei verschiedene Röhrenbestückungsmöglichkeiten: Nur mit Stahlröhren, gemischt mit Oktalröhren des Oberspreewerks und Stahlröhren und einmal mit Gnomröhren. Mit Gnomröhren wurden auch einige kommerzielle Geräte der DDR mehr schlecht als recht bestückt, obwohl sie eigentlich für Rundfunk- und Fernsehempfang ausgelegt waren.
Letztlich wurden die Restbestände an Amateurfunker verramscht.
Heute scheint es, daß die Gnomröhren eigens für Röhrensammler geschaffen wurden, so selten sind sie.
Gnomröhren des Funkwerk Erfurts
6,3 V Parallelheizung | 100 mA Serienheizung | Entwicklungsstand | Verwendung | Vorläufer- type |
Nachfolger-type |
EA 171 | - | Prototyp mit 8-Pol-Sockel | Hochfrequenzdiode | ||
EA 271 | UA 271 | Prototyp mit 11-Pol-Sockel | Booster-Diode für Farbfernseher | - | |
EAA 171 | UAA 171 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung | Doppeldiode für Ratiodetektor | ||
EBF 171 | UBF 171 | Duodiode + Regelpentode | EBF 11 | ||
EBF 172 | - | Prototyp mit 11-Pol-Sockel | Duodiode + Pentode | ||
EBF 175 | UBF 175 | Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel | Duodiode + Regelpentode | ||
EC 271 | - | Prototyp mit 11-Pol-Sockel | Lastausgleichstriode für Fernsehempfänger | - | |
ECC 171 | UCC 171 | Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel | Universaldoppeltriode | ||
ECC 172 | UCC 172 | Prototyp mit 11-Pol-Sockel | Steile Doppeltriode | - | |
ECF 174 | UCF 174 | Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel | Triode + steile HF-Pentode | ||
ECH 171 | UCH 171 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung | Oszillatortriode + Mischheptode | ||
ECH 172 | UCH 172 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel | |||
ECL 171 | UCL 171 | Planung mit 11-Pol-Sockel | NF-Triode + Endpentode | ECL 11 | |
EDD 171 | UDD 171 | Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel | steile Doppeltriode | ||
EEL 171 | UEL 171 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung | Regeltetrode + Endpentode | UEL 51 | |
EF 171 | UF 171 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel | ZF-Regelpentode | RV 12 P 2001 | EF 177 |
EF 172 | UF 172 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung | Universalpentode | EF 12 | |
EF 172 k | - | Prototyp mit 8-Pol-Sockel | NF-Pentode | EF 12 k | |
EF 173 | UF 173 | Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel | HF-Regelpentode | EF 13 | |
EF 174 | UF 174 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung | steile HF-Pentode unterschiedliche Vorläufer |
EF 14 oder RV 12 P 3000 |
|
EF 174 n | UF 174 n | Prototyp mit 8-Pol-Sockel | |||
EF 175 | UF 175 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung | steile HF-Regelpentode | EF 15 | |
EF 176 | UF 176 | Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel | UKW-Pentode (Horizontales System) |
RV 12 P 2000 | |
EF 177 | UF 177 | Prototyp mit 11-Pol-Sockel | UKW-Regelpentode (Horizontales System) |
EF 171 | |
EH 171 | UH 171 | nicht regelbare Mischhexode | AF 100 | EH 860 | |
EH 172 | UH 172 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel | |||
EL 171 | UL 171 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung | NF-Endpentode | ||
EL 172 | UL 172 | EL 12 spez | |||
EL 173 | - | Prototyp mit 11-Pol-Sockel | Horizontalablenkpentode für Fernsehempfänger | - | |
EL 271 | - | Vertikalablenkpentode für Fernsehempfänger | - | ||
ELL 171 | - | Planung mit 11-Pol-Sockel | Gegentakt-NF-Endstufe | - | |
EM 171 | UM 171 | Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung | Magisches Auge | EM 1 | |
EQ 171 | UQ 171 | Prototyp mit 11-Pol-Sockel | Phasendemodulator | ||
- | UY 171 | Planung mit 8-Pol-Sockel | Einwegnetzgleichrichter | ||
EYY 171 | - | Prototyp mit 8-Pol-Sockel | Netzgleichrichter für Zweiweg- oder Delonschaltung | (EYY 53) EYY 13 |
|
EZ 171 | - | Planung mit 8-Pol-Sockel | Zweiwegnetzgleichrichter | ||
EZ 172 | - | ||||
S 11 S 1 | Prototyp mit zwei 11-Pol-Sockeln | Zählröhre mit Ansteuerung für externe Anzeige | ähnlich E1T | - |
1. Buchstabe | weitere Buchstaben | Zahl | (Buchstabe) | ||
Heizung | System(e) | 1. Ziffer | 2. Ziffer | 3. Ziffer | Unterscheidung |
E: 6,3 V parallel für Wechselstrom- oder Autobatterieheizung
|
A: Diode B: Duodiode C: Triode D: Endtriode E: Endtetrode F: Pentode H: Hexode L: Endpentode Q: Nonode Y: Einweggleichrichter Z: Zweiweggleichrichter |
1, 2: keine besondere Bedeutung. |
7: Gnomröhre
In Europa waren zu der Zeit 70er-Loktalröhren weit verbreitet, daher die 7, die an den (ersten) Sockel erinnern soll. |
oft:
1, 3, 5, 7: Regelröhre. 2, 4, 6: Röhre ohne Regelcharakteristik. |
n: ?
k: klirr- und mikrophoniearm. X: 11-poliger |
Beispiel: UCH 171 - Gnomröhre, mit 0,1 Ampére in Serie geheizte Triode und Hexode des Funkwerks Erfurt.
Prüfkarten und Fassungsadapter der VEB Röhrenprüfgerätebau Weida für das W18 (Max Funke).
Literaturhinweis: Wolfgang Scharschmidt hat eine Veröffentlichung über die Entwicklung der Gnomröhren heraus gegeben. Sie ist nur von ihm zu beziehen.
zurück zum Röhreninhaltsverzeichnis
|