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Funkwerk Erfurt
Die Homepage von H.-T. Schmidt

Eines der größten Mysterien der deutschen Röhrengeschichte sind die Erfurter Gnomröhren, die ab Ende 1949 im Funkwerk Erfurt (vor dem Krieg: Telefunkenwerk) entwickelt wurden. Über diese sehr seltenen Röhren ist wenig bekannt geworden.

Der Name Gnomröhre kam von Gnom, so nannte man einen Zwerg. Diese Röhren waren in der Tat wesentlich kleiner als die Vorgänger. Die elfpoligen Gnomröhren hatten ausserdem den Pumpstutzen oben, der wie eine kleine Zipfelmütze aussah.

Für diese Röhren wurden zwei neue Sockeltypen entwickelt:

Der Schlüsselsockel verschwand bald zugunsten des elfpoligen Sockels. Wahrscheinlich sollte der elfpolige Sockel gegen den neuen neunpoligen Novalsockel in Konkurrenz treten, konnte sich aber dann nicht durchsetzen. Angeblich wurden die Konstrukteure auch noch wegen Hochverrat verurteilt, weil sie die Baupläne an den Westen gegeben haben sollen. Zu bedenken ist allerdings, daß es dieses Sockelungsprinzip (Stiftdurchführung durch Preßglasteller) schon zehn Jahre früher bei den siebenstiftigen amerikanischen Miniaturröhren bekannt war.

Juli 1953 wurde die Entwicklung und Produktion der Gnomröhren abrupt eingestellt, weil sich nur mit den im Westen kompatiblen Noval- und Miniaturröhren Devisen beschaffen ließen, die fortan gefertigt wurden. Von den rund 60 geplanten Gnomröhrentypen erreichte nur ein Drittel die Serienfertigung. In der kurzen Zeit wurden nur geringe Stückzahlen gebaut. Die Entwicklung war aber trotzdem nicht ganz umsonst, denn viele Gnomröhren standen Pate für neuere Röhrentypen der DDR.

Da Röhrenknappheit herrschte, wurden Radiogeräte mit sehr unterschiedlichen Röhrenbestückungen gebaut. Der Elbia W 579 besaß zwei EF174 und eine EAA171 im UKW-Teil (Baujahr 1952/53). Der 9 E 91 von Stern-Radio-Rochlitz hatte gleich drei verschiedene Röhrenbestückungsmöglichkeiten: Nur mit Stahlröhren, gemischt mit Oktalröhren des Oberspreewerks und Stahlröhren und einmal mit Gnomröhren. Mit Gnomröhren wurden auch einige kommerzielle Geräte der DDR mehr schlecht als recht bestückt, obwohl sie eigentlich für Rundfunk- und Fernsehempfang ausgelegt waren.

Letztlich wurden die Restbestände an Amateurfunker verramscht.

Heute scheint es, daß die Gnomröhren eigens für Röhrensammler geschaffen wurden, so selten sind sie.


Gnomröhren des Funkwerk Erfurts
 
6,3 V Parallelheizung 100 mA Serienheizung Entwicklungsstand Verwendung Vorläufer-
type
Nachfolger-type
EA 171 - Prototyp mit 8-Pol-Sockel Hochfrequenzdiode    
EA 271 UA 271 Prototyp mit 11-Pol-Sockel Booster-Diode für Farbfernseher -  
EAA 171 UAA 171 Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung Doppeldiode für Ratiodetektor     
EBF 171 UBF 171 Duodiode + Regelpentode  EBF 11  
EBF 172 - Prototyp mit 11-Pol-Sockel Duodiode + Pentode    
EBF 175 UBF 175 Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel Duodiode + Regelpentode    
EC 271 - Prototyp mit 11-Pol-Sockel Lastausgleichstriode für Fernsehempfänger  -  
ECC 171 UCC 171 Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel Universaldoppeltriode    
ECC 172 UCC 172 Prototyp mit 11-Pol-Sockel Steile Doppeltriode -  
ECF 174 UCF 174 Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel Triode + steile HF-Pentode    
ECH 171 UCH 171 Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung Oszillatortriode + Mischheptode    
ECH 172 UCH 172 Prototyp mit 8-Pol-Sockel    
ECL 171 UCL 171 Planung mit 11-Pol-Sockel NF-Triode + Endpentode ECL 11  
EDD 171 UDD 171 Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel steile Doppeltriode    
EEL 171 UEL 171 Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung Regeltetrode + Endpentode   UEL 51 
EF 171 UF 171 Prototyp mit 8-Pol-Sockel ZF-Regelpentode RV 12 P 2001 EF 177
EF 172 UF 172 Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung Universalpentode EF 12  
EF 172 k - Prototyp mit 8-Pol-Sockel NF-Pentode EF 12 k  
EF 173 UF 173 Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel HF-Regelpentode EF 13  
EF 174 UF 174 Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung steile HF-Pentode
unterschiedliche Vorläufer
EF 14
oder
RV 12 P 3000
 
EF 174 n UF 174 n Prototyp mit 8-Pol-Sockel  
EF 175 UF 175 Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung steile HF-Regelpentode EF 15  
EF 176 UF 176 Prototyp mit 8- und 11-Pol-Sockel UKW-Pentode
(Horizontales System)
RV 12 P 2000  
EF 177 UF 177 Prototyp mit 11-Pol-Sockel UKW-Regelpentode
(Horizontales System)
EF 171  
EH 171 UH 171 nicht regelbare Mischhexode AF 100 EH 860
EH 172 UH 172 Prototyp mit 8-Pol-Sockel    
EL 171 UL 171 Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung NF-Endpentode    
EL 172 UL 172 EL 12 spez  
EL 173 - Prototyp mit 11-Pol-Sockel Horizontalablenkpentode für Fernsehempfänger -  
EL 271 - Vertikalablenkpentode für Fernsehempfänger -  
ELL 171 - Planung mit 11-Pol-Sockel Gegentakt-NF-Endstufe -  
EM 171 UM 171 Prototyp mit 8-Pol-Sockel und Serienfertigung Magisches Auge  EM 1  
EQ 171 UQ 171 Prototyp mit 11-Pol-Sockel Phasendemodulator    
- UY 171 Planung mit 8-Pol-Sockel Einwegnetzgleichrichter    
EYY 171 - Prototyp mit 8-Pol-Sockel Netzgleichrichter für Zweiweg- oder Delonschaltung   (EYY 53)
EYY 13
EZ 171 - Planung mit 8-Pol-Sockel Zweiwegnetzgleichrichter    
EZ 172 -    
S 11 S 1 Prototyp mit zwei 11-Pol-Sockeln Zählröhre mit Ansteuerung für externe Anzeige ähnlich E1T -


 
Schlüssel der Gnomröhren
(Gemeinschaftschlüssel)
1. Buchstabe weitere Buchstaben Zahl (Buchstabe)
Heizung System(e) 1. Ziffer 2. Ziffer 3. Ziffer Unterscheidung
E: 6,3 V parallel für
Wechselstrom- oder Autobatterieheizung


U: 0,1 A seriell für Allstromheizung

A: Diode
B: Duodiode
C: Triode
D: Endtriode
E: Endtetrode
F: Pentode
H: Hexode
L: Endpentode
Q: Nonode
Y: Einweggleichrichter
Z: Zweiweggleichrichter
1, 2:
keine besondere Bedeutung.
7: Gnomröhre

In Europa waren zu der Zeit 70er-Loktalröhren weit verbreitet, daher die 7, die an den (ersten) Sockel erinnern soll.

oft:

1, 3, 5, 7: Regelröhre.

2, 4, 6: Röhre ohne Regelcharakteristik.

n: ?

k: klirr- und mikrophoniearm.

X: 11-poliger
Gnomsockel.

Beispiel: UCH 171 - Gnomröhre, mit 0,1 Ampére in Serie geheizte Triode und Hexode des Funkwerks Erfurt.
 
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E-Röhren

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U-Röhren

Datenblätter und Vorankündigungen von Gnomröhren mit dem loktalähnlichen Sockel, die nie auf den Markt kamen. April 1951

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Prüfkarten und Fassungsadapter der VEB Röhrenprüfgerätebau Weida für das W18 (Max Funke).

Literaturhinweis: Wolfgang Scharschmidt hat eine Veröffentlichung über die Entwicklung der Gnomröhren heraus gegeben. Sie ist nur von ihm zu beziehen.

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