Home Funktionsweise der
Elektrodenschlussprüfung
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Hinweise zu diesen Prinzipschaltbildern: Die Wertangaben dienen zur Orientierung und geben nicht unbedingt die tatsächlichen Schaltungsverhältnisse wieder.

Zu der wichtigsten Prüfung überhaupt gehört das Untersuchen der Röhre auf Elektrodenschlüsse, weil diese schweren Schäden anrichten können. Diese Prüfung findet immer als erstes statt. Wurde ein nicht erlaubter Schluss festgestellt, ist die Röhre als defekt zu kennzeichnen und von jeder weiteren Prüfung auszuschließen, da sonst das Röhrenprüfgerät selbst gefährdet wird. Es sei noch drauf hingewiesen, dass es zwischen den Röhrenkontakten auch innere Verbindungen gibt, die konstruktionsbedingt sind. Diese in den Röhrendatenblättern gekennzeichneten Kontakte sind bei der Röhrenprüfung freizuhalten.

Röhren, die einen Elektrodenschluss zeigen, sind von weiterer Prüfung und Verwendung unbedingt auszuschließen. Ansonsten drohen schwere Schäden durch Kurzschlüsse des Gerätes in dem diese Röhre steckt.

Die primitivste Möglichkeit, einen Elektrodenschluß festzustellen, ist das direkte Prüfen mit dem Ohmmeter am Sockel der Röhre. Hierbei stößt man, was sichere Kontaktgabe und Vielzahl der Möglichkeiten betreffen, schnell an die Grenzen.


ES1

1932 schuf Neuberger den ersten Elektrodenschlussprüfer (DRP575040). Es gab damals im Deutschen Reich fast nur Röhren mit Europasockel. Also nahm Josef Neuberger einen Fassung hierzu und kombinierte sie mit einer Schaltvorrichtung, die zwei Leitungen von der Rückseite auf verschiedene Weise den Fassungskontakten zuführte. Umgeschaltet wurde durch Drehen der Röhre in ihrer Fassung. Am Ältestens ist die in der Patentschrift gezeigte Variante mit einer Taschenlampe als Anzeige.


ES2

Es gab noch eine Bauform, die auf die Rückseite des Pifcometer gesteckt wurde, und ihn dadurch von Heizfadenprüfer zum Elektrodenschlussprüfer aufwertete.


ES3

Das alte We237 hat diese Drehfassung in Verbindung mit einer Glimmlampe.


ES4

Eine wichtige Prüfung ist die Kathodenprüfung. Hier wird auf Schluß zwischen Heizfaden und Kathode geprüft. Diese Prüfung wird bei der Emissions- oder Anodenstrommessung durchgeführt. Die Röhre wird in Betrieb gesetzt, wobei Kathode und ein Heizfadenende miteinander verbunden sind. Nun wird die Kathodenzuleitung unterbrochen. Emittiert die Kathode weiter, kann sie ihren Strom nur noch aus der Heizung beziehen. Es liegt also ein Schluß vor. Bei einer guten Röhre geht die Emission schlagartig auf Null zurück.

Naturgemäß kann diese Prüfung nur bei indirekt geheizten Röhren durchgeführt werden.


ES5

Diese einfache Schaltung erlaubt eine schnelle Elektrodenschlußprüfung. Bei nicht gesteckter Röhre wird mit dem Empfindlichkeitsregler E die Glimmlampe so eingestellt, dass sie gerade verlischt. Leuchtet nun beim Einsetzen der Röhre die Glimmlampe heller, liegt ein Schluss vor. Diese Prüfung kann bei kalter und warmer Röhre gemacht werden. Welche Elektroden einen Schluß miteinader haben, kann nicht ermittelt werden.


ES6

In vielen Neuberger-Röhrenprüfgeräten wird die Schlußprüfung über einem Walzenschalter W vorgenommen. Es sind alle Elektroden in zwei Gruppen zusammengefasst. Zwischen diesen beiden Gruppen kann mit Hilfe einer Glimmlampe ein Schluß ermittelt werden. Beim Durchdrehen des Walzenschalters wird der Reihe nach immer nur ein Kontakt geöffnet.

Das rechte Foto zeigt einen Walzenschalter mit den Resten der ursprünglichen Verdrahtung. Über eine Nockenwelle werden die Kontaktstreifen bewegt. Jede Ebene enthält ein bis zwei Kontaktpaare. Die vordere Reihe mit sieben Schaltern ist für die Elektrodenumschaltung bei der Schlußprüfung; die hintere Reihe mit 10 Kontakten dient zur Umschaltung zwischen Röhrenmessung und Schlußprüfung. Die durchverbundenen Anschlüsse führen zu den Röhrenelektroden, die Kontaktreihe links hinten geht zu den Netzteilen. Der Schalter hat acht Stellungen, eine für Röhrenmessung und sieben für die Schlussprüfung.

In späteren Neuberger-Röhrenprüfgeräten (RP270/275, RPM370/375) wurde der Walzenschalter durch Stufenschalter mit vielen Ebenen ersetzt. Das Prüfprinzip blieb aber gleich.

     


ES7

In der Wirtschaftswunderzeit ersetzte Neuberger den Walzenschalter durch einen Stufenschalter mit vielen Ebenen. Die Funktionsweise entspricht der des Walzenschalters. Das nebenstehende Schaltbild enthält die Schlussprüfvorrichtung mit der Umschaltung zwischen Röhrenmessung und Elektrodenschlußprüfung.

Diese Variante mit dem Ohmmeter wurde in den statischen Röhrenmessgeräten RPM370/375 und RMP400 verwendet. Die einfacheren Leistungsprüfer RP270/275 arbeiteten mit einer Glimmlampe.


ES8

In dieser Schaltung werden Skalenbirnchen mit geringer Stromaufnahme verwendet (z.B. Siemens 9 Rel 3 k 311). Der Vorwiderstand Rv vernichtet einen großen Teil der Trafospannung und stabilisiert so den Strom, der durch die Lampen fließt. Im Betrieb brennen alle Lämpchen. Falls aber ein Schluss vorliegt verlöschen eine oder mehrere von ihnen. Die Elektroden, die den Schluss bilden lassen sich identifizieren.


ES9

Bei dieser Variante werden Skalenbirnen mit besonders geringen Stromaufnahme verwendet. Bei einem Schluss zwischen zwei Elektroden leuchten die betreffenden Lämpchen auf. Die Anzeige ist relativ unempfindlich, und die Röhre kann auch nicht geheizt werden, da sonst ein Schluß angezeigt wird.


ES10

Prinzipiell ähnlich mit der obigen Schaltung ist die Variante mit Schauzeichen. Diese reagiert wesentlich empfindlicher auf Feinschlüsse. Außerdem kann hier die Röhre beheizt werden.


ES11

Ein Übergang zwischen dem Neuberger Drehfassungsprüfer (ganz oben) und dem Walzenschalter der späteren Geräte war die Ausführung mit 11 Tastern beim We 237 neu. Durch abwechselndes und gleichzeitiges Drücken von rechten und linken Tasten konnten gezielt Elektrodenschlüsse ermittelt werden. Eine Prüfung bei beheizter Röhre war möglich, jedoch musste man alle anderen Schalter in ganz bestimmten Stellungen belassen, um nicht das Gerät zu beschädigen.


ES12

Die modenste Schlußprüfung mit der einfachsten Verdrahtung funktionert mit einem besonderen Schalter, der auf einer Ebene einen Einzelkontaktschleifer und einen Ringschleifer vereint. Beide sind elektrisch voneinader getrennt, aber mechanisch verbunden. Die Anschlüsse für die beiden Schleifer führen über die Schlussprüfanzeige mit einer Glimmlampe, die festen Kontakte führen zu den Röhrenelektroden. So wird immer eine bestimmte Elektrode gegen alle anderen geprüft. Diese Konstruktion findet sich in vielen modernen amerikanischen und russischen Röhrenprüfern, auch dem H&B Grundig 55a angewendet.

   


ES13

In meinem Schlussprüfer verwende ich an Stelle der Glimmlampe ein Ohmmeter.

   


ES14

Die Hauptschwierigkeit beim Nachbau des oben gezeigten Schlussprüfers ist die Beschaffung dieses besonderen Schalters. Aber auch mit umschaltenden Tastern läßt sich der Aufbau realisieren.

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